Neujahrsempfang
Draußen rollen die Trecker wütender Bauern durchs Land. Drinnen im Vitushaus gibt es rote Äpfel aus regionalem Anbau als Zeichen der Verbundenheit mit den Landwirten.
Schnittchen, üppig belegt mit Käse und Wurst sowie garniert mit westfälischem Pumpernickel, stehen auf den Tischen. Es bleibt kein Platz leer, als die CDU-Ortsverbände Lintel und Batenhorst/St. Vit am Sonntagvormittag zum Neujahrsempfang einladen. Auch wenn sich die Großwetterlage nach dem Weihnachtshochwasser vorerst beruhigt hat: Es sind trotzdem stürmische Zeiten, in denen sich die Christdemokraten aus der Doppelstadt an der Ems zu ihrem traditionellen Stelldichein treffen. Erstmals mit dabei sind auch die Ortsverbände Rheda und Wiedenbrück. Dafür fehlt ein Stammgast: Elmar Brok, langjähriger Europaabgeordneter der CDU, steht diesmal nicht auf der Rednerliste. Als Ersatz gibt es an diesem Tag gleich fünf Redner, Matthias Bexten als neuen Vorsitzenden des gastgebenden Ortsverbands Batenhorst/St. Vit eingerechnet. Der greift in seiner Begrüßung auch gleich die Bauernproteste der vergangenen Wochen auf. „Wir stehen zu unseren Landwirten“, macht er unmissverständlich klar – und verweist auf eine Infokampagne der CDU am vergangenen Samstag auf den Wochenmärkten in Rheda und Wiedenbrück. Bauern und Parteivertreter waren gemeinsam vor Ort, um mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen. Die familiengeführten landwirtschaftlichen Betriebe zu erhalten, das steht für die CDU an erster Stelle, versichert Bexten. Aber geht es den in Treckerkonvois über die Straßen rollenden Bauern vorrangig um steigende Dieselpreise? Bürgermeister Theo Mettenborg (CDU) glaubt das nur bedingt. Er vermutet eher ein Kommunikationsproblem der Bundesregierung hinter den Protesten. Die Landwirte – und andere Teile der Bevölkerung – fühlten sich von den jüngsten Sparbeschlüssen nicht mitgenommen, schreibt auch der Rheda-Wiedenbrücker CDU-Bundestagsabgeordnete Ralph Brinkhaus der Ampelkoalition ins Stammbuch. Die Leute hätten den Eindruck, dass über ihre Köpfe hinweg Dinge entschieden werden, sagt Brinkhaus. Und das führe bei vielen zu einem Gefühl der Ohnmacht. „Immer mehr Menschen aus der Mitte der Gesellschaft fragen sich: Wo finde ich persönlich noch statt? Wo werden meine Probleme von den demokratischen Parteien noch gesehen?“ Also alles rein ein Problem der Regierungskoalition? Nein, sagt Brinkhaus, auch die CDU als größte Opposition sei in der Pflicht: beim Aufzeigen eines konstruktiven Wegs zum Ziel.
Quelle:"Die Glocke" vom 15.01.2024