CDU für Wasserstoff als zusätzlichen Energieträger
Antrag
„Wir als eine finanzstarke Region sind gefordert, an dieser zukunftsträchtigen Entwicklung mitzuwirken“, schreibt die Fraktion der christdemokratischen Union in ihrem Mitte Mai 2021 gestellten „Antrag zur Einrichtung eines Expertengremiums, um den Einsatz von ‚grünem‘ Wasserstoff in Rheda-Wiedenbrück als einen zentralen Baustein einer Energie- und Mobilitätsversorgung der Zukunft zu forcieren.“ Die Initiative der CDU dockt an die vom Bundeskabinett im vergangenen Sommer beschlossene „Wasserstoff-Strategie“ an, berichtete bei einer Zusammenkunft mit dem Stadtgespräch der umweltpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Michael Pfläging.
Zur Umsetzung dieser Ziele sei es wünschenswert, dass die Stadtverwaltung in Kooperation mit Vertretern aus dem Kreis Gütersloh, dem Stadtwerk Rheda-Wiedenbrück, dem Verkehrsverbund OWL, weiteren Vertretern des ÖPNV, Industrie – und Dienstleistungsunternehmen, der Landwirtschaftskammer sowie Vertretern aus den Nachbarkommunen eine Expertenkommission bildet, so Jochen Buschsieweke, CDU-Ratsherr.
Ziele
Das Gremium solle prüfen, inwieweit der Einsatz von sogenanntem „grünen“ Wasserstoff u. a. im ÖPNV und Schwerlastverkehr sowie bei landwirtschaftlichen Maschinen und Personenkraftwagen forciert werden könne. Neben der bestehenden Wasserstofftankstelle bei der SHELL-Station am Wasserturm sollte in einem ersten Schritt ebenfalls der Ortsteil Rheda eine entsprechende Infrastruktur erhalten. Zudem könnten auch Industriebetriebe und private Haushalte von der Wasserstoffenergie profitieren. Wasserstoff könne klimafreundlich mit Strom aus Sonne und Wind („grüner“ Wasserstoff) hergestellt werden. Durch die Umwandlung von Windstrom zu Wasserstoff bestehe die Möglichkeit, die umweltfreundliche Energie zu speichern. Ebenfalls Biogasanlagen böten die Voraussetzungen zur klimafreundlichen Wasserstofferzeugung, machte Ralf Harz, stellv. Vorsitzender der CDU-Fraktion deutlich.
Anstrengung
Nach Auffassung der CDU drängt die Zeit, um auf kommunaler Ebene einen Beitrag zur CO²-Reduktion auf 55 Prozent bis 2030 zu leisten. Sie bittet deshalb die Stadtverwaltung, bereits im ersten Quartal 2022 über die ersten Ergebnisse der Expertenkommission zu berichten. Eine Machbarkeitsstudie und Berechnungen der Wirtschaftlichkeit sollen den Prozess begleiten. Die Christdemokraten ergänzen mit dieser Initiative ihre umweltpolitischen Anträge u. a. zur Installation von Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden sowie zur Nutzung von energiesparender Straßenbeleuchtung und Renaturierung von Wasserläufen. Damit der Antrag in das Geschäft der Stadtverwaltung eingehen kann, muss er jetzt eine Mehrheit im Umweltausschuss finden.
Finanzierung
Die Bundesregierung stellt im Rahmen der nationalen Wasserstoffstrategie mehrere Milliarden Euro zur Verfügung. Aus der Europäischen Union kommen im Rahmen des „New Green Deal“ weitere Fördermittel hinzu. Bereits bestehende Bundes- und Landesprogramme zur Wasserstofftechnologie sind noch nicht voll ausgeschöpft. Ein Beispiel: NRW fördert Kommunen bei der Anschaffung von Brennstoffzellen-Fahrzeugen mit bis zu 60 % der Anschaffungskosten.
Chancen
Während die Klimabilanz der E-Fahrzeuge unter der Berücksichtigung der Herstellung und Rohstoffgewinnung sowie des Verbleibs der Akkumulatoren eher negativ zu betrachten ist, bietet die Wasserstofftechnologie nach Auffassung der CDU neue Chancen auf dem Weg zur klimaneutralen Energiewende. Sie ist eine umweltfreundliche Alternative zu fossilen Brennstoffen, kann Maschinen und Transportmittel antreiben. Während E-Fahrzeuge zwischen 30 Minuten und mehreren Stunden zum Aufladen benötigen, können Wasserstoff-Brennstoffzellen in wenigen Minuten wieder aufgeladen werden. Reichweite: Bis zu 800 km. Die Verbrauchskosten sind Dieselfahrzeugen vergleichbar. Auf dem Arbeitsmarkt schafft der Wasserstoff neue Potenziale bei der Erzeugung, Nutzung und Speicherung. Eine dringende Aufgabe: Die Umstellung auf die E-Mobilität vernichtet viele und vielfältige Arbeitsplätze . Eine zu lösende Herausforderung sind die noch hohen Kosten, die mit der Verwendung von Wasserstoff als Brennstoff verbunden sind.
Erfahrung
Zahlreiche Kommunen haben sich im Rahmen der deutschen und europäischen Wasserstoffstrategie bereits auf den Weg gemacht. Denn klar ist: Die Energiewende wird vor Ort umgesetzt, und zwar von den Kommunen und kommunalen Unternehmen. Sie sind lokal gut vernetzt und kennen die möglichen Partner vor Ort, können somit Synergien erzeugen. Beispielsweise Wuppertal setzt wasserstoffbetriebene Busse ein. Ein Müllheizkraftwerk stellt den dafür benötigten Wasserstoff her. Auch im Kölner Umland sind Wasserstoffbusse im Einsatz. Geplant ist ihr kurzfristiger Einsatz etwa in Frankfurt, Mainz, Bielefeld, Oldenburg, Münster oder Wiesbaden. Der Energiepark Mainz und die dezentrale Power-to-Gas-Anlage der Stadtwerke Augsburg versorgen jeweils eine Wohnanlage mit Strom und Wärme. Seit 2017 erzeugt in Mainz ein Elektrolyseur grünen Wasserstoff aus regionaler Windkraft. Esslingen erprobt ein klimaneutrales Quartier mit 600 Wohnungen auf der Basis von Wasserstoff. Der Strom kommt von den Solaranlagen des Quartiers. Beim HyStarter-Projekt in Marburg-Biedenkopf geht es u. a. um die lokale Unterstützung beim Aufbau der deutschen Wasserstoffwirtschaft.
Quelle: "Das Stadtgespräch, Herr Kemper"